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Wer hat AFD gewählt?

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Wer hat AFD gewählt?

Es ist wirklich erschreckend, wie viele Bürger in Thüringen, Sachsen und Brandenburg  AFD gewählt haben. 

Natürlich drängt sich da die Frage auf, was diese Menschen dazu gebracht hat? 

Im Gegensatz zu der sich schnell etablierten Meinung, dass es die schlechte Politik der momentanen Ampelregierung gewesen wäre, hängt es meiner Ansicht nach nicht an der Ampelpolitik selbst, als mehr an der medialen Berichterstattung in Bezug auf diese und der in den Medien verbreiteten unqualifizierten und zum Großteil unbegründeten Aburteilung der von der Regierung veranlassten Maßnahmen. Dass die Ampelregierung durch die so breit gefächerten Sichtweisen der drei gemeinsam regierenden Parteien es sich sehr schwer gemacht hat, Kompromisse zu finden, war erkennbar, gehört aber in einer Demokratie durchaus dazu. Auch wenn dies eine bis dato so noch nie dagewesene Konstellation war. Parallelen zur gesellschaftlichen Unfähigkeit, Kompromisse zu schließen und diese durchaus als gute Lösungen anzuerkennen, ist nur ein Spiegel des Zeitgeistes. Dass dann noch eine aktiv in der Regierung als Opposition agierende FDP sich selbst ausbremst, kommt erschwerend hinzu und wirkte unterstützend für dieses Bild. So fruchtete schnell das Herumreiten der Opposition und der Medien auf dem Märchen der regierungsunfähigen Ampelregierung in der Gesellschaft, bis es zur öffentlichen Meinung wurde. 

Leider konnten zu wenige verstehen, dass allein schon das Aufgeben der Ablehnung gegenüber der politischen Entscheidungen der Ampelregierung genügt hätte, das Gegenteil zu beweisen. Ebenso fehlte die Einsicht, dass wohl keine, auch keine AFD Regierung, eine Freiheit ohne Regeln und Gesetze garantieren könnte. Dies wurde aber nur den Grünen, als „Verbotspartei“ angelastet. Das führte in rechtskonservativen Kreisen zur Ansicht, nur die Grünen stehen einer konservativen Einstellung „Alles kann so bleiben wie es ist!“ im Wege. Diese kollektive Verbreitung der Falscheinschätzung der wirtschaftlichen und politischen Lage unseres Landes von Medien und rechten Parteien hat ein von Ihnen anscheinend erwünschtes Ergebnis herbeigeführt, was nun uns allen und leider nicht nur der politischen Rechten auf die Füße zu fallen droht.

Die von Ihnen so nun aufgepeitschte „Empörungsgesellschaft“ quittiert diese Fehlinterpretation der politischen Lage mit einer großen Anzahl von Wählern einer gesichert rechtsextremen Partei. Empörung sollte nicht mehr nur als kurzzeitiger Protest verstanden werden, sondern ist inzwischen angeheizt von der überspitzten Darstellung, dass die Ampelregierung bis in die private Freiheit der Bürger eingreifen würde, zu einer kollektiven Gegenbewegung angewachsen, die sich von einer Partei wie der AFD und nun auch zum Teil von der BSW verstanden fühlt. 

Wie in den Wahlergebnissen zu erkennen, konnte sich die CDU mit ihrer überspitzten unsachlichen Kampagne gegen die Ampel und dem Trittbrettfahren auf AFD besetzten Themen ganz gut behaupten. Hat aber wohl den größten Schaden von allen hinterlassen. Viele von Ihren aufgeheizten Wählern sind nun voller Überzeugung bei der AFD gelandet.

Nun stellt sich die Frage, wie man diese wieder abholen kann?

Folgende Maßnahmen könnten meiner Meinung nach in konzertierter Form die gesellschaftliche Meinung vielleicht wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholen:

  • Die Medien müssen sich ihrer Verantwortung gegenüber der Gesellschaft bewusst werden und wieder zu einer tatsachenbasierten Berichterstattung zurückfinden. Da viele sich nicht mehr die Zeit nehmen, werden oft nur noch Headlines gelesen, die aber oft überspitzt und ohne Verbindung zum Kontext des eigentlichen Artikels stehen und ebensolche falschen Meinungen dann so sehr schnell verbreiten.
  • Man sollte ein verstärktes, tatsachenbasiertes Meinungsbild in den Sozialen Medien wiedergeben. Durch gezielte Kommentare speziell in Gruppen, die sich dem AFD-Lager zuordnen lassen. Wichtig ist dabei nicht angreifend, respektlos, beleidigend sich zu äußern und nicht zu emotionalisieren oder auf solche emotionalisierende Antworten, ebenso zu reagieren. Es hilft nichts, sich nur unter Gleichgesinnten zu bestätigen, sondern gezielt mit klaren Argumenten auch Andersdenkende anzusprechen. Es ist durchaus sinnvoll, vielleicht auch mal mit einer leicht rechten Meinung sich in solchen Kreisen einzuführen. Manche Ängste, die sich dort leider oft nur über unrealistische Meinungsbilder ausdrücken, können so durchaus auch in einem gemäßigten Ausmaß, in manchem politisch anders denkenden zu finden sein. Werden da aber eben anders konnotiert.
  •  Warum wird sich nicht vielmehr über die Empörung empört? 
  • Durch eine stärkere Vernetzung von Medien und auch ihrer Leser als Sozialmedienteilnehmer, die sich der Berichterstattung von Tatsachen verschrieben haben, könnte eine schnellere, direkte Klarstellung von Falschmeldungen erreicht werden, die mit einer direkten Empörungswelle flankiert wird und sich so dem Verbreiten von Fake News entgegenstellt. Dies wird momentan meiner Ansicht nach viel zu wenig gemacht. Alle bleiben in ihren Gruppen hängen. 
  • Warum nicht mal ein „Schaf“ im „Wolfspelz“ sein? 
  • Könnte man nicht bewusst Webseiten aufbauen, die die rechten Themen aufgreifen, ins gleiche Horn blasen, die „Empörer“ über Verständnis für ihre Themen und ihre Ängste abholen, aber ohne politisch sich zu positionieren, die Tatsachen klarstellen und so die populistischen, unrealistischen Gedankenwelten entlarven?
  • Die AFD punktet in ihrem Wahlprogramm mit der Forderung nach mehr „Bürgerentscheide“. Warum erkennen die anderen Parteien nicht den Wunsch der Bürger in mehr Entscheidungen eingebunden zu werden? Dies würde erstens den Bürgern schnell die Illusion nehmen, so endlich „Ihre Meinung“ durchsetzen zu können und zweitens sie aber auch tatsächlich mehr in die Verantwortung nehmen, da so keiner mehr sagen kann, hier wurde der „Wille des Volkes“ nicht respektiert. Darüber hinaus sollten alle Parteien und die Regierung sich bei den Bürgern verständlicher machen.
  • In den öffentlich-rechtlichen Sendern viel mehr gezielte Diskussionsrunden verschiedenster Formaten anbieten. (AFD Politiker treffen auf AFD Wähler, etc.) Grundsätzlich sollten Politiker sofort einem Faktencheck unterzogen werden und in ihrer Argumentation so bestätigt oder einer unsachlichen Behauptung überführt werden. So wird die oft haltlose, nicht fundierte Argumentationswelt von Populisten bloßgestellt.
  • Man kann nur von Glück sprechen, dass die BSW gegründet wurde, das hat den Schaden ein wenig geschmälert. So könnte dies ein Hinweis sein, dass vielleicht im rechten Parteienlager noch Platz für eine gemäßigtere Partei wäre, die als Konzeptpartei zwar die rechten Themen aufgreift, aber mit machbaren, vernünftigen Vorschlägen Wählern eine Alternative bietet.
  • Wie früher die NPD hat auch die AFD anscheinend erkannt, dass wenn sich eine Partei kommunal um die Belange der Bürger kümmert, diese eine Verbundenheit aufbauen. Mit getarnten Kommunalzeitungen, Jugendgruppen etc. holen sie nicht nur in TikTok auch hier die jungen Wähler ab. Das könnten die anderen Parteien aufholen. Z. b. Grüne kümmern sich kommunal um die Probleme von Bürgern in der Landwirtschaft, Wohnungsbau, Energieversorgung, Schulen etc.

Es gibt sicher noch weitere Möglichkeiten für Parteien, diesen momentanen Gesellschaftszustand zu verändern. Man kann nur wünschen, dass diese mit Mut zur Veränderung angegangen werden. Wer sich nicht bewegt, fällt zwar nicht auf, wird aber irgendwann von der Realität überrollt werden.

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