Fortschritt?

Fortschritt?

Fortschritt?

Niemand möchte zurück in die Steinzeit, oder alle menschlichen Errungenschaften schlecht reden. Doch eine kritische Beobachtung ist sicher ratsam. Die meisten technischen Errungenschaften sind auf irgendeine Weise ein Hilfsmittel, eine Erleichterung, eine Optimierung.

Wo liegt der Fortschritt?

Und wo könnte tatsächlich Fortschritt viel wichtiger sein?

Das, was unseren Fortschritt so zweifelhaft macht, ist, dass er meistens keine Rücksicht auf Ressourcen, keine Nachhaltigkeit, unbedacht eingeführt und verwendet wird.

Es wird keine Frage der wirklichen Notwendigkeit gestellt und meistens übertrieben. Schlechte Konzepte werden mit unlauteren Mitteln durchgedrückt und verdrängen das Bessere. Der Profit steht an erster Stelle. Über die Folgen und Konsequenzen wird meistens erst viel zu spät nachgedacht. Jeder, der in einer noch so zweifelhaften Industrie beschäftigt ist, und auch sein Unternehmen, suchen sich Argumente, um ihre Produkte zu verteidigen. Wir alle finden Entschuldigungen, um sich der Verantwortung nicht stellen zu müssen. Der Fortschritt als Begriff ist nicht das worum es geht, sondern das was wir Menschen uns gegenseitig eingeredet haben, was Fortschritt bedeutet. Klar ist, dass alle innovativen Errungenschaften, Technologien, Hilfsmittel unser Leben verändert haben. Sie haben es uns möglich gemacht Grenzen zu überschreiten oder zumindest größere Distanzen zu überwinden. Sie haben es möglich gemacht, Krankheiten einzudämmen oder zu besiegen.

Als Konsequenz geraten wieder andere Errungenschaften in Vergessenheit oder zumindest werden sie verdrängt.

Angesagt ist alles, was nach Fortschritt aussieht. Rückschritte sind nicht gewollt und eingeplant. Aber jeder kluge Mensch weiß, dass es durchaus Sinn ergibt manchmal auch zurückzublicken und vielleicht auch mal einen Rückschritt zu machen.

Was macht es für unsere Gesellschaft so schwer, diese inzwischen immer mehr notwendig werdenden Rückschritte anzugehen? Es wäre ein Eingeständnis. Wir müssten uns wieder in gewissen Bereichen einschränken. Es wird jedem von uns schwerfallen, so wird dies auch sicher erst im allerletzten Moment geschehen oder es werden uns diese Entscheidungen durch eintretende Tatsachen abgenommen.

Warum können diese Rückschritte nicht als Fortschritt gesehen werden?

Natürlich existieren hier ganz klar Interessensgruppen und deren Lobbyisten, die ganz genau wissen, dass die Gesellschaft durch das Wachstumsdiktat so gepolt ist, einen Rückschritt nicht, als Option zu sehen.

Aber die so gern verdrängten Tatsachen sprechen eine andere Sprache.

Atommüll lagert als Zeitbombe unter der Erde. Die hochgiftigen Reste von Plastikmüll werden ebenso nur vergraben und all das wird dann zu unserer Beruhigung „Endlagerung“ genannt. Allein in den Weltmeeren schlummern Tonnen von Kriegs Abfall und dergleichen. Ebenso eine tickende Zeitbombe. Auch wenn wir es nicht wahrhaben wollen, der Kreislauf wird sich irgendwann schließen und dann werden wir als Gesellschaft von unseren Umweltsünden eingeholt werden. Schon jetzt ist z.b. Mikroplastik im Schnee und in der Luft nachweisbar und die Medizin und Wissenschaft geben zu, es bis jetzt versäumt zu haben, die Auswirkungen auf den menschlichen Körper zu testen.

Wo liegt hier der Fortschritt?

War es wirklich sinnvoll Plastik in dieser ungebremsten Größenordnung zu produzieren?

Unser Müll überschwemmt die Erde. Immer mehr Orte werden für Menschen unbewohnbar. Die Fischer holen täglich Tonnen von menschengemachtem Abfall aus dem Meer.

Ist es als Fortschritt zu bezeichnen, wenn uns so viel Autos angedreht werden, bis die Straßen so voll sind, dass wir wieder eigentlich langsamer durch die Welt kommen als vorher?

Wenn unsere Arbeitsmethoden durch Computer zwar immer schneller werden, aber jeder dann in diesem Tempo arbeiten kann, wird diese Arbeitsgeschwindigkeit von uns eingefordert? Jetzt werden wir nun selbst KI Systeme entwickeln und herstellen, die uns unsere Arbeit abnehmen. Gut eingefädelt! Nun sieht unsere Gesellschaft es nicht ein, wenn Langzeitarbeitslose vom Staat auch noch Geld erhalten oder unterstützt werden. Sie werden als Schmarotzer angesehen. Demgegenüber wird aber nicht erkannt, dass wahrscheinlich in nicht allzu langer Zeit es jeden treffen wird.

Unser Gesellschaftskonzept muss überdacht werden und wir müssen uns den Tatsachen stellen. Große Veränderungen müssen mit großen Taten beantwortet werden.

Die Anzeichen sind überall zu sehen.

Unsere Gesellschaft ist zerrissen. Die einen haben verstanden und suchen Antworten und die anderen wollen oder können die Notwendigkeit noch nicht sehen. Die einen rasen ihrer Karriere hinterher und die anderen steigen aus dem Karussell aus. Die vom Land wollen in die Stadt und die von der Stadt wollen schon wieder aufs Land.

Vieles, was wir heute als Fortschritt sehen, könnte man aus einem anderen Blickwinkel eigentlich auch als Rückschritt erkennen. Zu vieles lenkt uns vom Wesentlichen ab. Mobilität kostet Zeit, die uns von einer Selbstfindung abhält. Der Blick in die weite Welt nimmt uns die Sicht ins Nahe oder in unser Inneres. Das Streben nach mehr nimmt uns die Sicht aufs Wesentliche. Optimierung, Beschleunigung, Grenzüberschreitung ist die Suche nach Bedeutung, aber gerade dadurch sprechen wir uns gegenseitig jegliche Bedeutung ab. Mein „Sein“ hat keine Bedeutung. Nur das, was ich erreiche und wie viel Aufmerksamkeit ich dafür bekomme, wird wahrgenommen. Genau hier wäre wirklicher Fortschritt als Gesellschaft möglich. Indem wir uns wieder so sehen wie wir sind. Und über diesen Weg uns wieder wertschätzen und gegenseitig Respekt zollen.

Jegliche Anleitungen zum Erfolg erklären nicht wie eine Welt aussehen würde, in der jeder diese Ratschläge befolgen würde. Ein Gewinn stellt sich nur ein, wenn eine begrenzte Gruppe diesen Vorsprung oder Vorteil ausnutzen kann. Wenn alle diese nützen, wird es für keinen ein Erfolg sein.

Mit Zufällen kann und will der Mensch nicht umgehen. Er sucht immer die Sicherheit der Beständigkeit, übersieht aber, dass es eine ewige Beständigkeit nicht gibt und so versucht er erst diese langsamen Veränderungen zu ignorieren oder zu verleugnen, um dann von diesen eingeholt zu werden. Alle allgemeingültigen Ratschläge innerhalb unserer Gesellschaft basieren auf diesem Trugschluss.

Fazit: Um etwas neu aufzubauen, muss man erst das Alte zerstören!

 

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